27. Januar 2012

Bundesregierung prüft Pläne zur Wiedereinführung der Drachme

In Berlin wurden auf der Ebene von hohen Regierungsbeamten offenbar die Vorbereitungen für die Griechenland-Pleite intensiviert. Top-Manager großer Konzerne haben Angela Merkel offenbar bestärkt, dass die Rückkehr zur Drachme für alle Beteiligten das Beste ist.


Die deutsche Bundesregierung rückt offenbar von einer weiteren, teuren Griechenland-Rettung ab und plant nun konkret, was im Falle einer Wiedereinführung der Drachme geschehen soll. Auch das Votum aus der Bundesbank soll dahingehend lauten, dass man an eine Rettung Griechenlands nicht glaube, sondern nun alles unternehmen müsse, um die Ansteckung der anderen Euro-Staaten zu unterbinden. Nach Informationen der Deutschen Mittelstands Nachrichten habe es bereits verschiedene Gespräche gegeben – unter anderem mit Chefs von Banken, Managern internationaler deutscher Konzerne und Interessensvertretern aus der Wirtschaft. Das Handelsblatt berichtet sogar von einer großen, vertraulichen Runde mit DAX-Chefs, bei denen Angela Merkel auf den Ernst der Lage in Griechenland hingewiesen haben soll.

In Berlin werden daher verschiedene Szenarien durchgespielt, wie die Pleite möglichst „sanft“ gestaltet werden könne. Die Hauptsorge für die Bundesregierung liegt offenbar in der Unberechenbarkeit der Märkte: Am Freitag waren die Zinsen für italienische Staatsanleihen erneut gesunken. Dank der Hilfe der italienischen Banken scheint es im Moment zu gelingen, die Zinsen für Staatsanleihen zu stabilisieren – ein Konzept, das auch für Frankreich und Spanien gilt. In Portugal dagegen stehen die Zeichen ebenfalls auf Pleite. In Berliner Regierungskreisen wird daher gewarnt, dass die kurzfristige Entspannung an den Märkten durch eine Griechenland-Pleite gefährdet werden könne. Dann würde vor allem Italien den Druck auf Berlin erhöhen, mehr Geld für die Euro-Rettung aufzubringen – ein Ansinnen, das Berlin bisher strikt abgelehnt hat (mehr hier).

Die großen DAX-Unternehmen haben sich schon seit einigen Monaten auf die Rückkehr zur Drachme eingestellt. Für die meisten Unternehmen sind Griechenland und Portugal unwichtige Märkte: „Diese beiden Länder spielen für unsere Absätze so gut wie keine Rolle“, sagte ein DAX-Automobilbauer den Deutschen Mittelstands Nachrichten. Aus einem anderen Unternehmen war zu erfahren, dass die Umstellung zur Drachme keinerlei Probleme bereiten würde – es wäre einfach ein Bankkürzel zu ändern. Probleme könnte der Mittelstand bekommen, weil sich viele Unternehmen noch überhaupt nicht mit dem Thema einer Veränderung der Währungsunion beschäftigt haben (mehr hier).

Angela Merkel hatte am Montag in einem Interview mit dem Guardian erstmals eingeräumt, dass die Griechenland-Rettung gescheitert ist (hier). Die Troika wird zum EU-Gipfel am Montag keinen Griechenland-Bericht präsentieren (mehr hier) – angeblich aus Zeitgründen, doch offenbar will man die Zeit des Gipfels nutzen, um in informellen Gesprächen die Zeit nach dem Griechenland-Austritt aus dem Euro zu diskutieren.

Unterdessen laufen in Athen die Verhandlungen über einen Schuldenschnitt mit den privaten Gläubigern. Aktueller Wasserstand: Ein Schuldenschnitt von 69% und Zinsen knapp unter 3%.

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