In Berlin wurden auf der Ebene von hohen Regierungsbeamten offenbar die
Vorbereitungen für die Griechenland-Pleite intensiviert. Top-Manager
großer Konzerne haben Angela Merkel offenbar bestärkt, dass die Rückkehr
zur Drachme für alle Beteiligten das Beste ist.
Die deutsche Bundesregierung rückt offenbar von einer weiteren,
teuren Griechenland-Rettung ab und plant nun konkret, was im Falle einer
Wiedereinführung der Drachme geschehen soll. Auch das Votum aus der
Bundesbank soll dahingehend lauten, dass man an eine Rettung
Griechenlands nicht glaube, sondern nun alles unternehmen müsse, um die
Ansteckung der anderen Euro-Staaten zu unterbinden. Nach Informationen
der Deutschen Mittelstands Nachrichten habe es bereits verschiedene
Gespräche gegeben – unter anderem mit Chefs von Banken, Managern
internationaler deutscher Konzerne und Interessensvertretern aus der
Wirtschaft. Das Handelsblatt berichtet sogar von einer großen,
vertraulichen Runde mit DAX-Chefs, bei denen Angela Merkel auf den Ernst
der Lage in Griechenland hingewiesen haben soll.
In Berlin werden daher verschiedene Szenarien durchgespielt, wie die
Pleite möglichst „sanft“ gestaltet werden könne. Die Hauptsorge für die
Bundesregierung liegt offenbar in der Unberechenbarkeit der Märkte: Am
Freitag waren die Zinsen für italienische Staatsanleihen erneut
gesunken. Dank der Hilfe der italienischen Banken scheint es im Moment
zu gelingen, die Zinsen für Staatsanleihen zu stabilisieren – ein
Konzept, das auch für Frankreich und Spanien gilt. In Portugal dagegen
stehen die Zeichen ebenfalls auf Pleite. In Berliner Regierungskreisen
wird daher gewarnt, dass die kurzfristige Entspannung an den Märkten
durch eine Griechenland-Pleite gefährdet werden könne. Dann würde vor
allem Italien den Druck auf Berlin erhöhen, mehr Geld für die
Euro-Rettung aufzubringen – ein Ansinnen, das Berlin bisher strikt
abgelehnt hat (mehr hier).
Die großen DAX-Unternehmen haben sich schon seit einigen Monaten auf
die Rückkehr zur Drachme eingestellt. Für die meisten Unternehmen sind
Griechenland und Portugal unwichtige Märkte: „Diese beiden Länder
spielen für unsere Absätze so gut wie keine Rolle“, sagte ein
DAX-Automobilbauer den Deutschen Mittelstands Nachrichten. Aus einem
anderen Unternehmen war zu erfahren, dass die Umstellung zur Drachme
keinerlei Probleme bereiten würde – es wäre einfach ein Bankkürzel zu
ändern. Probleme könnte der Mittelstand bekommen, weil sich viele
Unternehmen noch überhaupt nicht mit dem Thema einer Veränderung der
Währungsunion beschäftigt haben (mehr hier).
Angela Merkel hatte am Montag in einem Interview mit dem Guardian
erstmals eingeräumt, dass die Griechenland-Rettung gescheitert ist (hier). Die Troika wird zum EU-Gipfel am Montag keinen Griechenland-Bericht präsentieren (mehr hier)
– angeblich aus Zeitgründen, doch offenbar will man die Zeit des
Gipfels nutzen, um in informellen Gesprächen die Zeit nach dem
Griechenland-Austritt aus dem Euro zu diskutieren.
Unterdessen laufen in Athen die Verhandlungen über einen
Schuldenschnitt mit den privaten Gläubigern. Aktueller Wasserstand: Ein
Schuldenschnitt von 69% und Zinsen knapp unter 3%.
www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de
Mehr zum Thema:
JPMorgan: Spekulation gegen Euro-Staaten hat „soziale Gründe“
Olli Rehn will mehr Geld von EZB und Euro-Staaten für Griechenland
Der nächste Kandidat: Portugal braucht Schuldenschnitt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen