9. Februar 2012

Neuer US-Stützpunkt Socotra in Reichweite zum Iran

 [von Christoph Hörstel]


 
 

Es schlug ein wie eine Bombe: Die israelische Website Debkafile veröffentlichte in
der vergangenen Woche einen Bericht über die jemenitische Touristeninsel
Socotra, ein hübsches kleines Reiseziel von 3.800 Quadratkilometern Größe in
Form einer Erdnuss, 300 Kilometer vor der jemenitischen Küste gelegen -- und
etwa 1000 km vom Iran entfernt. Die Story erschien bedrohlich: 100.000 USSoldaten
sollten auf der neuen US-Basis Platz finden, dazu ein gut ausgebauter
Luftwaffenstützpunkt.

Aus amerikanischer Sicht ist klar, was das soll: Jemen ist neue Drehscheibe im
CIA-Zirkus um die amerikanische Sondereinheit mit dem übernationalen
Spitznamen Al-Qaeda, es soll vor dem Persischen Golf einen weiteren Stützpunkt
für den regionalen US-Aufmarsch geben, weil Bahrain im Golf innenpolitisch als
nicht mehr sicher gilt und von jedem der 40.000 kleinen iranischen Torpedo-
Schnellboote attackiert werden kann -- von anderen Bedrohungen ganz zu
schweigen.
Tatsächlich wird klar, dass ab Anfang März dieses Jahres drei amerikanische
Flugzeugträgergruppen plus die französische Gruppe um den Träger Charles de
Gaulle am Golf oder in der Nähe einsatzbereit sein werden, mehr als genug für
einen intensiven Bombenkrieg.

Klar sein muss jedoch auch, dass der Iran mit seiner inzwischen formidablen
Raketenwaffe die ganze Region bis nach Israel locker bestreichen kann, so dass
die Verluste auch auf Socotra erheblich sein werden. Irans Analysten sehen
deshalb keinen Anlass zu besonderer Beunruhigung. Vielmehr gibt es eine klare
Entschlossenheit in Teheran, jedes Land, dass sich am Krieg gegen den Iran
beteiligt, auch anzugreifen. Und jeder Experte für die Region ist sich bewusst,
dass der Iran sehr fein dosieren kann und auch wird, wer dann was
„abbekommt". Saudi-Arabien könnte sich auch zur Zielscheibe machen, ist zu
hören -- und das wäre vermutlich das Ende dieser bizarren Monarchie von
Gnaden der CIA. Denn die Bevölkerung wird, wie auch in anderen arabischen
Monarchien, wenig Freude daran haben, für die unbeliebte amerikanische
Hegemonie zu bluten.

Und das ist die grundsätzliche Lage im ganzen Nahen und mittleren Osten: Die
USA und ihre ähnlich aggressiven Nato-Verbündeten Frankreich und
Großbritannien haben sich in der ganzen Region derart unbeliebt gemacht, dass
ein solcher Krieg wie ein Reaktionsbeschleuniger wirken könnte, der alles
destabilisiert und gegen den Westen wendet. Sehr schnell hat auch die
Heimatfront in Amerika genug von einem Krieg mit hohen Verlusten -- und DAS
wiederum beeinträchtigt dann wirklich die Sicherheit der Nato: Dass der gesamte
Globus zusieht, wie stark der Iran allein sich zur Wehr setzen kann, wie
wachsweich und schwach der Westen innerlich ist -- und wie hoch die Solidarität
der Menschen in der ganzen Region mit dem David Iran gegen den Goliath
USA/Nato steigen könnte.

Und so lesen wir denn auch immer wieder in Einschätzungen in Russland, China
und Iran: Lasst sie nur kommen. Die iranische Volkswirtschaft muss eine hohe
Jugendarbeitslosigkeit verkraften. Das wird nicht nur der tatsächlich
mangelhaften Wirtschaftspolitik angelastet, sondern auch der westlichen
Embargo-Politik. Es gibt durchaus auch Wut gegen die US-Führung in der
Bevölkerung, wenn auch die wenigen Reisenden davon nicht viel spüren. Denn
die gastfreundlichen Perser wissen, dass zwischen Regierenden und Regierten
durchaus Unterschiede bestehen können. Ganz wie bei uns.

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